Wer wird aus der Bundesliga absteigen?

Da nunmehr nur noch acht Spieltage in dieser Bundesliga-Saison verbleiben, steigt der Nervenkitzel für die Mannschaften im Tabellenkeller. In den kommenden Wochen wird sich entscheiden, wer zusammen mit Schalke 04 den Gang in die 2. Liga oder in die Relegation antreten muss. Wir werfen einen Blick auf die Abstiegskandidaten. 

Anhand der Tabelle lässt sich festhalten, dass neben dem abgeschlagenen Schalkern vier Teams akut abstiegsgefährdet sind: Arminia Bielefeld, 1. FC Köln, Mainz 05 und Hertha BSC. Dazu kommen noch der FC Augsburg, Werder Bremen und Hoffenheim, die unter Umständen unten reinrutschen könnten. Zunächst lohnt sich bei der Einschätzung des Leistungsvermögens der Mannschaften ein Blick auf die xG-Werte, um herauszufinden, ob eventuell einige dieser Teams signifikant hohes Abschlusspech hatten. Und wenig überraschend ist genau das der Fall. 

Klammern wir  Schalke einmal aus, so sind es insbesondere Mainz und Bielefeld, die hinsichtlich der erzielten Tore doch recht deutlich unter dem xG-Wert geblieben sind. Auch Köln und Hertha befinden sich hier im negativen Bereich, aber bei diesen beiden ist die Diskrepanz nicht so hoch. Dass Abstiegskandidaten fast durch die Bank einen negativen Tore-minus-xG-Wert aufweisen, dürfte nicht verwunderlich sein, betrachtet die xG-Erhebungen der letzten Jahre. Ein gewisser Pechfaktor beeinflusst oftmals das schlechte Abschneiden der Mannschaften im letzten Tabellendrittel, gerade unter der Annahme, dass die qualitativen Unterschiede in einer Liga wie dem deutschen Oberhaus nur geringfügig sind. 

Kontrolle und Sicherheit gewinnen

Grundsätzlich gilt im Abstiegskampf seit Anbeginn der Drei-Punkte-Regel: Vor allem Siege führen ans rettende Ufer. Selten können sich Mannschaften einen Nichtabstieg ermauern. Deshalb ist die Torausbeute natürlich wichtig. Zugleich geht es im Abstiegskampf aber auch darum, Sicherheit zu gewinnen und ein gewisses Maß an Kontrolle zu erlangen. Doch genau das fällt im Tabellenkeller der Bundesliga einigen Teams sehr schwer. Ein guter Indikator sind dafür lange Passsequenzen, die selbst bei im Durchschnitt nur mäßigem Raumgewinn dazu führen können, dass die Spieler an Sicherheit gewinnen. Insbesondere unter dem Gesichtspunkt des starken Pressingspiels in der Bundesliga stellen lange Passstafetten oftmals kleine Teilerfolge dar. 

Unter den schlechtesten Mannschaften in der obigen Kategorie befinden sich wie zu erwarten nur jene aus dem letzten Tabellendrittel. Allerdings fällt bei genauerem Hinsehen der sehr niedrige Wert von Mainz 05 auf. Nun gab es zuletzt unter Cheftrainer Bo Svensson ein paar kleine Erfolgserlebnisse, die Anzahl der Passsequenzen mit mehr als zehn Zuspielen sank allerdings auf 1,2 pro Partie ab und lag bis zur Winterpause bei 4,77. Mainz spielt also entweder die eigenen Spielzüge sehr geradlinig zu Ende oder gibt den Ballbesitz umgehend wieder her. 

Ein Augenmerk sollte man übrigens auch auf den FC Augsburg legen, das sich nahezu in jeder aussagekräftigen Defensiv- und Offensivstatistik unter den schlechtesten Teams befindet. Die Schwaben mögen sechs Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz haben, aber nehmen wir die aktuellen Werte als Leistungsindikator, so spielt der FCA wie ein klarer Abstiegskandidat. Das zeigt beispielsweise auch die PPDA-Kategorie, die Aufschluss über die defensive Zugriffsfähigkeit liefert. Hier ist Augsburg die schlechteste Mannschaft der Liga, was natürlich auch mit dem taktischen Ansatz von Heiko Herrlich zu tun hat, der schon zu Saisonbeginn, als der FCA noch viel weiter oben in der Tabelle war, seine Mannschaft tief verteidigen und lange Konterangriffe fahren ließ. Die fehlende Entlastung und Kontrolle sowohl bei Ballbesitz als auch dann im Pressing kann allerdings in der intensiven Schlussphase der Saison noch zum Problem werden. 

Auffällig ist übrigens auch, dass Hertha BSC in nahezu keiner der untersuchten Statistiken negativ hervorstach. Die Berliner hatten nicht nur ein gewisses Abschlusspech in dieser Spielzeit, sondern performen auch vom taktischen Ansatz und der spielerischen Umsetzung her eher wie eine Mannschaft aus dem Tabellenmittelfeld. 

Das Schlussprogramm

Nun ist die allgemeine Leistungsfähigkeit der Abstiegskandidaten allein nicht entscheidend. Es geht auch darum, wie diese im Vergleich zu den jeweils letzten acht Gegnern zu sehen ist. Ein Restprogramm mit mehreren sogenannten „Sechs-Punkte-Spielen“ kann ein Vorteil sein, weil qualitative Unterschiede marginal sind, wobei in solchen Partien gewisse Mängel ob nun in der Spielkontrolle oder im Defensivverhalten auch zum Vorschein kommen und dann einem direkten Konkurrenten zum Punktgewinn verhelfen könnten. 

1. FC Köln: Der FC spielt noch gegen die Top-Teams aus Leipzig und Wolfsburg sowie gegen die große Unbekannte Bayer Leverkusen. Zudem geht es zu Hause gegen Freiburg. Abstiegspartien bestreitet das Team von Markus Gisdol darüber hinaus gegen Mainz, Augsburg und Hertha. Am letzten Spieltag geht es gegen Schalke 04, das zu diesem Zeitpunkt schon abgestiegen sein müsste. 

Arminia Bielefeld: Die Ostwestfalen bestreiten keine Partie mehr gegen ein deutlich überlegenes Spitzenteam. Stattdessen sind sie nur mehr oder weniger klarer Außenseiter gegen Freiburg und Mönchengladbach. Hinzu kommen Spiele gegen Stuttgart und Hoffenheim sowie die Abstiegspartien gegen Mainz, Augsburg und Hertha sowie ein Aufeinandertreffen mit Schalke. Insgesamt ein leichter Vorteil von Bielefeld gegenüber Köln.

Mainz 05: Die Nullfünfer haben ein zweigeteiltes Restprogramm vor sich. An den vier Spieltagen nach der Länderspielpause geht es gegen Bielefeld, Köln, Hertha und Bremen, danach dann gegen die Spitzenteams von Bayern, Frankfurt, Dortmund und Wolfsburg. Das heißt, bis zum 30. Spieltag sollten die wichtigen Punkte eingefahren werden, ansonsten könnte es ganz eng für die Männer von Bo Svensson werden. 

Hertha BSC: Die Berliner haben noch zwei bis drei Partien vor der Brust, in die sie als Außenseiter gehen. Da wäre das Derby gegen Union an Ostern, die darauffolgende Partie gegen Mönchengladbach und das Heimspiel gegen Freiburg. Hinzu kommen Duelle mit Bielefeld, Mainz und Köln sowie Schalke und Hoffenheim. 

Insgesamt werden sich die Abstiegskandidaten bis zum Saisonende noch häufig auf dem Rasen gegenüberstehen. Das wird sicherlich das Nervenkostüm der Spieler strapazieren, aber die Trainer sind gefragt, ein gewisses Risiko einzugehen und auch abseits der eingetretenen Pfade, Wege zum Erfolg zu finden. Das könnte sich doppelt bezahlt machen. 


Alle Grafiken und Visualisierungen in diesem Artikel stammen aus der Twenty3 Toolbox. Es werden die Daten von Wyscout verwendet. 

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